Der Sonnenuntergang über der Darwin Air Base im australischen Northern Territory ist atemberaubend schön und verschlägt Einheimischen und Besuchern gleichermaßen die Sprache. Auf der Startbahn reihen sich die Kampfflugzeuge der 20 Nationen auf, die an Pitch Black teilnehmen, einer großen Übung der Royal Australian Air Force (RAAF), die alle zwei Jahre stattfindet.
Fabian, deutscher Eurofighter-Pilot und Kommandant der Einheit bei Pitch Black, sowie Major Fernando, spanischer Eurofighter-Pilot und Leiter der Luftoperationen bei der Übung, haben zusammen mehr als 3.000 Flugstunden absolviert.
Major Fernando erklärt: „Die spanischen Luft- und Weltraumstreitkräfte haben noch nie einen Einsatz dieser Größenordnung durchgeführt. Wir haben fast ein Jahr lang alles vorbereitet. Die Piloten beginnen in Morón de la Frontera [Luftwaffenstützpunkt der spanischen Luft- und Weltraumstreitkräfte] mit dem Training im Simulator, wo sie genau die gleichen Szenarien durchspielen, die sie hier vorfinden werden.”
Auf diese Weise kennen sie sich bei ihrer Ankunft in Australien bereits mit den Gegebenheiten aus. Zu Beginn der Übung fliegen sie zunächst mit reduzierter taktischer Ausrüstung, um den Luftraum zu erkunden, und absolvieren dann schrittweise immer komplexere Missionen.
Ziel: die feindliche Bedrohung ausschalten
In der Regel dauert jede Pitch-Black-Mission etwa zwei Tage, einschließlich der Planungsphase, in der die Rollen der einzelnen Geschwader und Plattformen festgelegt werden, der eigentlichen Flugphase, die etwa zwei Stunden dauert, und der Analysephase, in der die Mission ausgewertet wird.
Fabian fügt hinzu: „Im Grunde genommen fliegen wir hier immer die Guten gegen die Bösen. Blau gegen Rot. Auf der blauen Seite fliegen wir sowohl offensive Luftabwehrmaßnahmen (OCAs) als auch defensive Luftabwehrmaßnahmen (DCAs), also unterschiedliche Einsätze, bei denen wir als deutsche Luftwaffe mit unseren Eurofightern mitwirken.“
Die RAAF als Organisator von Pitch Black ist für die Inszenierung zuständig. In der Regel bildet die Übung ein Szenario ab, in dem eine umstrittene Region von der roten Seite – den Bösen – überrannt wurde und die blaue Seite sie mit Hilfe der Pitch-Black-Streitkräfte zurückerobern muss.
„Jeder Tag bringt andere Einsätze“, erklärt der spanische Kommandant. „Es gibt spezifische Luft-Luft-Einsätze, bei denen wir sogenannte CAPS aufbauen. Wir haben Flugzeuge in der Luft und schützen einen bestimmten Luftraum. Wenn eine Bedrohung auftaucht, können wir sie ‚abschießen‘, wenn wir dazu autorisiert sind, oder sie abfangen.“

Der Eurofighter durchbricht feindliche Verteidigungslinien
Bei Offensivmissionen sind die spanischen Eurofighter in der Regel für Luft-Luft-Einsätze zuständig, um den Luftraum für andere Kampfflugzeuge freizuhalten. Diese greifenanschließend Ziele am Boden an.
„Der Eurofighter verfügt über überlegene Luft-Luft- und Luft-Boden-Fähigkeiten. Seine Fähigkeiten sind nach wie vor unübertroffen“, sagt Fernando.

Entscheindendes Kriterium: Interoperabilität
In den Formationen kommen bis zu 50 Flugzeuge zusammen, egal ob bei Tag- oder Nachteinsätzen. Auf europäischem Gebiet können solche Einsätze nicht trainiert werden.
Die Koordination zwischen den Flugzeugen ist von besonderer Bedeutung. „Interoperabilität bedeutet, dass die Luftstreitkräfte der einzelnen Nationen nicht nur auf sich selbst achten, sondern auch ihr Vorgehen auf operativer Ebene untereinander abstimmen. So entsteht ein gemeinsames Verständnis der Luftoperationen und es können gemeinsame Vorteile erzielt werden“, sagt der deutsche Pilot.
Pitch Black bietet Deutschland, Frankreich und Spanien – den drei FCAS-Nationen, die an Pacific Skies teilnehmen – eine einzigartige Gelegenheit, ihre Zusammenarbeit zu verbessern. Zudem können sie mit anderen Nationen trainieren, mit denen sie normalerweise nicht zusammenarbeiten, wie beispielsweise Indien, Indonesien, Japan, die Philippinen, Südkorea und Thailand. Diese verfügen über andere Prozesse und Plattformen, mit denen sie bisher nicht interagiert haben.

A330 MRTT: Treibstoff für den Eurofighter
Alle Piloten sind sich einig: Der Luftraum für die Pitch-Black-Übung ist ein echtes Highlight. Seine Größe ist ungefähr vergleichbar mit der des deutschen Luftraums und es gibt sogar einen Sperrbereich für den Einsatz echter Waffen.
„Angesichts der Größe des Luftraums, den wir hier bei Pitch Black haben, ist es äußerst wichtig, eine hohe Einsatzzeit während jeder Mission aufrechtzuerhalten“, sagt ein deutscher Hauptmann. „Die Betankung in der Luft ist für uns deshalb sehr wichtig. Während der Missionen arbeiten wir eng mit den Tankflugzeugen zusammen, um in der Luft zusätzlichen Treibstoff zu erhalten und länger im Einsatz bleiben zu können.“
Die Aufgabe der A330 MRTT aus Australien, Singapur, Frankreich, Großbritannien oder der Multinationalen-MRTT-Einheit, ist es, die Kampfflugzeuge länger einsatzfähig zu halten und ihre Reichweite zu vergrößern.

Handi, ein A330 MRTT-Missionssystemoperator der britischen Royal Air Force, erklärt, dass sie mit Singapur, Australien und Frankreich Besatzungsmitglieder ausgetauscht haben, um Einblicke in die Arbeitsweise anderer Nationen zu erhalten und die Zusammenarbeit zu verbessern.
„Meine Aufgabe ist es, alle Geräte zu bedienen, mit denen [Eurofighter] Typhoons und andere schnelle Jets betankt werden können“, sagt Handi. „Eine wichtige Aufgabe für mich ist es, die Sicherheit zu gewährleisten, wenn die Jets in enger Formation fliegen. Das kann riskant sein und wir müssen sicherstellen, dass die Betankung so sicher wie möglich erfolgt.“
SSG (NS) Lim Pei Zhen ist A330-MRTT-Flugzeugspezialist und Luftbetankungsoperator der Luftwaffe der Republik Singapur. Er sagt: „Jedes Flugzeug hat seine eigenen Herausforderungen. Da wir verschiedene Flugzeuge aus unterschiedlichen Ländern haben, ist es sehr interessant hierherzukommen und unsere Fähigkeiten mit dem Tankflugzeug zu demonstrieren.“
Bei Einbruch der Dunkelheit und nach mehr als zwei Stunden Einsatz landen die Flugzeuge in Darwin. Am nächsten Tag wird es Zeit, den Einsatz zu analysieren und Lehren daraus zu ziehen. Wie die Römer zu sagen pflegten: „Si vis pacem, para bellum“ – „Wenn du Frieden willst, bereite Krieg vor.“
Discover more Pacific Skies news
Continue Reading