Vor dem Hintergrund immer anspruchsvollerer Missionen werden die Fähigkeiten der A400M kontinuierlich erweitert. Welche Überlegungen fließen in die langfristige Entwicklung des Flugzeugs ein?
Ganz gleich, wie fortschrittlich ein Flugzeugprogramm ist, es muss sich stetig weiterentwickeln und mit der Zeit gehen. Das gilt auch für die A400M. Als äußerst leistungsfähiges und vielseitiges Flugzeug muss sie den anspruchsvollsten Szenarien gewachsen sein – heute und in Zukunft. Daher arbeitet Airbus Defence and Space zusammen mit Partnern und Zulieferern kontinuierlich an ihrer Weiterentwicklung. Welche Themen stehen derzeit auf der Agenda?
Heute und morgen vernetzen
Die Kommunikation während militärischer Operationen befindet sich im Umbruch: Daten spielen eine immer wichtigere Rolle, Konnektivität ist das Zauberwort.
Ab 2024 wird das Future Combat Air System (FCAS) verschiedene Plattformen miteinander verbinden und den nahtlosen Austausch wichtiger Einsatzinformationen ermöglichen. Das Herzstück von FCAS ist die Combat Cloud. Hier laufen die kritischen Daten zusammen, werden analysiert und dann verteilt. All dies erfordert einen schnellen Datenaustausch. Ohne ihn wären schnelle und effektive Reaktionen auf komplexe Situationen unmöglich.
In diesem Zusammenhang könnte die A400M künftig als zentraler Knotenpunkt für die Kommunikation fungieren und Informationen an andere luft- und bodengestützte Systeme verteilen. Als Militärflugzeug mit ziviler Zulassung ist sie mit verschlüsselten Funksystemen und den Kommunikationsmitteln von Passagierflugzeugen ausgestattet. All diese Systeme fallen unter die Kategorie der Schmalbandkommunikation. Sie arbeiten mit niedrigen Datenraten, da sie in erster Linie für die Übertragung von Sprache und einfachen Daten ausgelegt sind.
In Zukunft muss die A400M auf Breitband setzen, um höhere Datenraten nutzen zu können. Eine Breitband-Satellitenverbindung würde es dem Flugzeug dann ermöglichen, große Datenmengen von jedem Ort der Welt aus zu senden und zu empfangen. Im Falle einer Unterbrechung der Satellitenkommunikation ermöglicht ein Line-of-Sight-System die Kommunikation entlang einer direkten Sichtverbindung mit anderen Plattformen in der Luft oder am Boden.
Aufgrund der höheren Bandbreite ist es denkbar, dass die A400M dann Live-Videobilder von Einsätzen in die Cloud überträgt und somit einsatzkritische Entscheidungen visuell unterstützt. Die umfassende Analyse der Daten verschiedener Plattformen könnte wiederum taktische Entscheidungen nahezu in Echtzeit ermöglichen.

Das Future Combat Air System wird aus bemannten und unbemannten Systemen bestehen, die in ständiger Kommunikation zueinander stehen.
Ein Mutterschiff für Drohnen
Unbemannte Flugsysteme sind bereits heute ein zentraler Bestandteil militärischer Operationen. In Zukunft werden sie noch wichtiger werden und in enger Zusammenarbeit mit Piloten zum Erfolg der Missionen beitragen.
Als Transportflugzeug kann die A400M auch hier eine zentrale Rolle spielen, indem sie unbemannte Plattformen, sogenannte Remote Carrier, so nah wie möglich an den Einsatzort bringt und sie bei Bedarf auch steuert. Dank ihrer großen Nutzlast und Reichweite könnte die A400M bis zu 50 kleine oder 12 schwere Remote Carrier absetzen.
Die nahtlose Integration von bemannten und unbemannten Systemen ist eine Schlüsselkomponente von FCAS. Allerdings könnte die A400M schon früher die Rolle eines Mutterschiffs für Drohnen übernehmen. Die Tests dazu laufen bereits: Ende 2022 startete Airbus Defence and Space gemeinsam mit verschiedenen Partnern den Flugtest-Demonstrator eines Remote Carriers von einer A400M aus.

Die A400M als Mutterschiff für Drohnen: Diese Fähigkeit wurde Ende 2022 erfolgreich getestet.
Bereit für den elektronischen Kampf
Der elektronische Kampf hat sich zu einem Eckpfeiler der modernen Verteidigungsstrategie entwickelt. Dabei geht es einerseits um den Selbstschutz der eingesetzten Plattformen, andererseits um aktive Störmaßnahmen zur Neutralisierung gegnerischer Luftabwehrsysteme oder Drohnen. Die A400M ist bereits mit einer Vielzahl hochmoderner Selbstverteidigungsmechanismen ausgestattet. Und sie wird noch sicherer: So wird Airbus 23 A400Ms der deutschen Luftwaffe mit Maßnahmen gegen infrarotgesteuerte Raketen ausstatten.
Was die aktiven Störmaßnahmen betrifft, könnte die A400M auch als Abstandsstörsender (Stand-off Jammer) eingesetzt werden, der außerhalb des umkämpften Luftraums operiert und gegnerische Systeme aus sicherer Entfernung außer Gefecht setzt. Die A400M wäre für diese kritische Rolle aus verschiedenen Gründen geeignet:
- Strukturelle Beschaffenheit: Um die Rolle eines Stand-Off Jammers zu erfüllen, muss das Flugzeug eine große Anzahl von Antennen mitführen. Die A400M bietet genügend Platz, um diese unterzubringen.
- Ausreichende Energieversorgung: Mit ihren vier Triebwerken und Generatoren liefert die A400M ausreichend elektrische Energie.
- Vielseitigkeit: Der Einsatz als Stand-Off Jammer fügt sich nahtlos in das Einsatzprofil der A400M ein und ergänzt ihre Kernfähigkeiten wie Lufttransport, Luftbetankung und medizinische Evakuierungen nahtlos.
- Luftbetankung: Das Flugzeug kann in der Luft betankt werden, was es ideal für ausgedehnte Störeinsätze macht.

Die A400M verfügt bereits über eine Reihe von Selbschutzmechanismen wie Chaff und Flares. Diese werden nun durch moderne Systeme ergänzt, die das Flugzeug vor infrarotgesteuerten Raketen schützen.
Kampf gegen die Flammen
Waldbrände sind eine ernsthafte globale Bedrohung, die Ökosysteme zerstört und Menschenleben gefährdet. Moderne Lösungen zur Brandbekämpfung sind daher dringend erforderlich – und die A400M ist dieser Herausforderung gewachsen.
Airbus entwickelt aktuell einen abnehmbaren Löschsatz für die A400M, der keine Änderungen am Flugzeug selbst erfordert. Somit kann jedes Flugzeug der A400M-Flotte schnell in ein Löschflugzeug umgewandelt werden. Das System ermöglicht es dem Flugzeug 20.000 Liter Wasser oder Löschmittel in einem einzigen Abwurf auszubringen. In Verbindung mit der Fähigkeit, von kurzen und unbefestigten Start- und Landebahnen aus zu operieren, könnte dies die Art und Weise verändern, wie Brände in abgelegenen oder schwer zugänglichen Gebieten bekämpft werden.
Der Löschsatz befindet sich derzeit in der Entwicklung und wurde bereits in Spanien getestet.

Die A400M als Löschflugzeug - diese Fähigkeit wird derzeit getestet.
Auf dem Weg in die Zukunft
Die Weiterentwicklung des A400M ist in vollem Gange. Ende 2024 einigten sich Airbus Defence and Space und die Organisation for Joint Armament Cooperation (OCCAR) auf das Block Upgrade 0. Die OCCAR betreut das A400M-Programm im Namen der Erstkunden.
Dieses Upgrade umfasst unter anderem Erweiterungen des taktischen Informationssystems und die Einführung eines satellitengestützten Landesystems. Mit dem Block Upgrade 0 wird außerdem sichergestellt, dass die A400M-Flotte die neuesten NATO-Standards vollständig erfüllt.
Die A400M verfügt bereits heute über zahlreiche Schlüsselfähigkeiten, die sie zu einem unverzichtbaren Instrument im Einsatz machen. Kontinuierliche und gezielte Weiterentwicklungen werden dafür sorgen, dass sie auch in Zukunft auf dem neuesten Stand der Technik bleibt.
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